Individuelle Fütterung von Pferdesenioren
16.01.2017 15:00Warum Pferdesenioren eine ausgeklügelte individuelle Fütterung benötigen
In diesem Jahr hat uns der Winter doch tatsächlich „erwischt“. Erst schlug er tagelang Kapriolen, warmes sonniges Wetter wechselte ab mit nasskaltem windigem Wetter, jetzt gefolgt von Schnee und Frost.
Für Pferde sind diese Wetterkapriolen nicht leicht zu kompensieren. Sie sind relativ kreislaufabhängig, das heißt, ihre Anpassungsfähigkeit an schnell wechselnde Wetterverhältnisse ist im Vergleich zu kleineren Tierarten eingeschränkt.
Das Verdauungssystem des Pferdes ist sehr von der Kreislaufsituation des Tieres abhängig, und somit bei geschwächten oder gesundheitlich belasteten Pferden ein eventueller „Schwachpunkt“.
Für Pferdesenioren, ist eine besondere Betreuung und Fürsorge äußerst notwendig. Die Betreuung von alten Pferden ist in den letzten Jahren einer deutlichen Wandlung unterzogen. Das hängt zum einen mit besagten Klimaschwankungen zusammen, zum anderen aber auch mit der nach oben gestiegenen Altersgrenze.
Früher erreichte ein Arbeitspferd bei guter Haltung vielleicht 15 Jahre an Lebensalter, heute leben die vierbeinigen Senioren oftmals 25 – 30 Jahre (oder länger). Das verändert die Ansprüche an Betreuung und Versorgung, denn ein so gealterter Organismus hat andere Bedürfnisse als ein junger.
Nicht nur das Pferd als Ganzes altert, sondern auch seine Organe. Der Stoffwechsel verlangsamt sich.
Zugeführte Nahrung kann nicht mehr umfassend in ihre Einzelbestandteile zerlegt und vom Organismus aufgenommen werden. Das Gebiss altert. Pferde verlieren manchmal schon in jungen Jahren den ein oder anderen Zahn, Gebissanomalien gibt es heute aufgrund mangelnder Auslese häufiger.
Die Entgiftungsleistung von Leber und Niere verringert sich. Das führt zu Belastungen des Körpergewebes und damit einhergehenden chronischen Erkrankungen.
Die Schleimhäute des Verdauungssystems altern ebenfalls. Die Magenschleimhaut atrophiert, dass bedeutet, dass die Verdauungsleistung herabgesetzt ist. Die Darmschleimhaut kann aufgrund lang dauernder Belastung mit Parasiten, Giften, Chemikalien etc. chronisch entzündet oder sogar teils geschädigt sein.
Das Organe und Gewebe altern, ist völlig normal. Was aber heute ein nicht unerheblicher Faktor in der Stoffwechselbelastung eines alten Pferdes darstellt, ist die Belastung durch Toxine und Noxen. Diese Giftstoffe kommen auf unterschiedlichste Weise ins Pferd.
Einmal natürlich durch das Futter. Welches in einem Ballungsgebiet gehaltene Sportpferd kann heutzutage noch mit hochwertigem Heu von chemisch unbelasteten Wiesen versorgt werden? Welche dieser Wiesen hat heute noch ein ausgewogenes Spurenelement-Profil, welches sich dann im Heu fortsetzt?
Wir es haben generell mit mineralstoffverarmten Böden zu tun, und so kann es trotz ausreichender Heufütterung vermeintlich guter Qualitäten zu einem Mineralstoffmangel kommen.
Des weiteren ist der Organismus Pferd oft mit Schimmelpilzen und Pestizidbelastung des Pferdefutters konfrontiert. Konservierungsstoffe, Stabilisatoren, Stärkekomponenten und verschiedene Zucker in industriell hergestellten Fertigfuttern belasten ebenfalls den Stoffwechsel.
Jahrelanges Entwurmen nach Schema F, ohne konkreten Hintergrund, hinterlässt chemische Spuren in Leber und Darmschleimhaut. Einnahme von Medikamenten und Impfungen, über viele Jahre hinweg, belasten den Organismus.
Von mentalen Belastungen und Stress ganz abgesehen.
Es ist also nötig, dem alternden Stoffwechsel eines Pferdes respekt- und verständnisvoll gegenüber zu treten. Das Pferd hat uns meist jahrzehntelang begleitet, treu gedient – und dann sollte es selbstverständlich sein, ihm nur das Beste zukommen zu lassen. Gerade dann, wenn es uns mit Leistung nicht mehr dienen kann.
Ein Pferd ist ein Lebewesen, eines unserer Mitgeschöpfe- und die leider noch immer verbreitete Ansicht, die Fütterung eines Seniors sei zu kostenintensiv, und dieses Thema werde im übrigen überbewertet, sollte endlich aus den Köpfen der Menschen verschwinden.
Es stimmt, die ausgewogene und bedarfsgerechte Fütterung eines Senior’s bringt uns manchmal an unsere Grenzen. Was monatelang gut war, reicht plötzlich nicht mehr aus. Schlechter Appetit, Ablehnung diverser Futtermittel, welche bisher immer „gingen“, - das kann uns schon mal ungehalten machen.
Aber sehen wir das Verhalten des Pferdes nicht als Boshaftigkeit oder Langeweile. Pferde sind noch immer mit ihrem ureigenen Instinkt verbunden, und wenn wir ihnen die Möglichkeit lassen, dann wissen sie durchaus, was ihnen gut tut- und was eben nicht.
Leider finden wir schneller heraus, was ihnen nicht gut tut - eher schwieriger gestaltet sich die Suche nach dem Bekömmlichen, Notwendigen. Hier dürfen wir uns von festgefahrenen Ansichten und Meinungen verabschieden- das Pferd weist uns den Weg.
Es ist an uns, alle diagnostischen Möglichkeiten zu nutzen, aber auch unseren gesunden Menschen- und Sachverstand. Wir müssen uns darauf einlassen, echte Lösungen zu finden.
Und dazu gehört zu allererst die Akzeptanz, dass unser Pferd jetzt zwar keine volle Leistung mehr bringen kann, aber trotzdem all unserer individuellen Fürsorge bedarf. Koste es, was es wolle!
Was du immer tun kannst:
- achte bei frostigem Wetter auf eine ausreichende Wasseraufnahme Deines Pferdes
- wärme das Tränkwasser bei Fost eventuell an
- biete Deinem Pferd regelmäßig wechselnde Kräutertee’s an
- sofern Dein Pferd nicht stoffwechselerkrankt ist, kannst Du diesen Tee in Verbindung mit einer kleinen Menge Mash anbieten
- decke Dein Pferd bei kaltem Wetter ein
- lasse regelmäßig die Zähne durch einen zertifizierten Dentisten kontrollieren
- verzichte auf unnötige Impfungen, Medikamente
- entwurme selektiv, bedarfsbezogen
Und zu guter Letzt – hole Dir kompetente Beratung (den manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht…)
Diana Meinhardt
-Heilpraktikerin, Tierheilprkatikerin-
Furthstr. 2, 64750 Lützelbach
Tel. 0 61 65 - 38 77 63
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